In der Hitze der Nacht

Im Kerio-Tal hat es, wie in ganz Kenia, seit Januar nicht mehr geregnet. Dementsprechend vermisste man das Grün der Bäume und Pflanzen, wie wir es aus früheren Jahren kannten. Die Hitze mit 36 Grad bereits am frühen Vormittag lähmt die Schaffenskraft und den -Willen. Beim letzten Check der Anlage im Kindergarten wurden wir von den Kleinen mit einem herzlich „Welcome – glad to see you“ begrüßt. Birgit übergab die mitgebrachten Gummibärchen der Lehrerin zum Verteilen. Es gab noch eindringliche Hinweise zur Nachhaltigkeit der neu installierten Computer verbunden mit der Hoffnung, dass sie mehr als in der Vergangenheit genutzt und gepflegt werden.

Nach dem Mittagessen war „Siesta“ angesagt – jede Bewegung trieb den Schweiß aus den Poren. Und es musste natürlich viel Wasser getrunken werden. Von Sonntag Abend mit Montag Vormittag gab es einen andauernden Stromausfall, und der monotone Laut der Generatoren erfüllt die Luft. Und dann gab es noch einen traurigen Zwischenfall. Im Kerio-Tal leben zwei verfeindete Stämme – die Marakwet westlich, die Poqots östlich des Flusses. Sie bekriegen sich mit gegenseitigen Diebstählen von Vieh und Früchten. Wir jemand beim Diebstahl erwischt, wird er erschossen, dieser dann gerächt und so weiter. Das geht seit Jahren so. Und als wir in Chesongoch weilten, wurden zwei junge Männer der Marakwet getötet. Man braucht jetzt nur noch auf die Revanche zu warten. Polizei und Militär sind machtlos, dem Treiben ein Ende zu setzen. Und das Krankenhaus in Chesongoch ist neben einer spärlichen Erste-Hilfe nicht so ausgestattet, um Schwerverletzten zu helfen. Der Transport über die holprigen Wege zum Distriktkrankenhaus in Kapsowar dauert etwa 45 min, wobei man wegen der schlechten Wegstrecke anfangs 30 min hin und her geschüttelt wird. Wie bei solchen Straßenverhältnisse schnell das Distriktkrankenhaus errechnen soll, ist ein Geheimnis.

Nach dem Nachtessen wurden wieder Filme gezeigt, bis die Kapazität die Batterie des Solarpanels erschöpft war. Nach einem frühen Frühstück und Mittagessen ging es dann zurück zum Flughafen nach Eldoret, mit Zwischenstation in Kimumu. Und je weiter man sich vom Kerio-Tal entfernte, desto kühler wurde es. Vom Wilson-Flughafen in Nairobi brachte uns Fahrer Dan zum Konvent und das Team verfiel nach dem Abendessen dort in den wohlverdienten Schlaf.