Dritter Schultag: Härtetest

Heute ist es also soweit. Unser System wird erstmals in der Praxis in Afrika eingesetzt. Die Beteiligten: Schulleiter, IT Lehrer, neun weitere Lehrer und einige ausgewählte SchülerInnnen aller Alterstufen. Aber – noch ist es nicht soweit. Zuerst, bevor wir nach Chanika aufbrechen, geht’s wieder ins Agumba Büro zur Vorbereitung. Dort herrscht eine gewisse Unruhe und Aufregung. Paul dreht an einem Radiogerät und versucht einen Sender einzustellen. Das, was da gesprochen wird, verstehe ich natürlich wieder nicht, denn es ist Swahili. Man klärt mich auf. Der Premierminister ist entlassen worden. Korruptionsskandal bei der Auftragsvergabe an die Elektrizitätswerke im letzten Jahr. Dabei wurden zwei ausländische Gesellschaften beauftragt und eine einheimische, die den Minister zusätzlich – und wohl sehr gut – bezahlt hat. Letzten Januar (2007) wurde der Strom rationiert und die einzelnen Stadteile waren täglich bis zu 8 Stunden ohne Strom. Abhilfe war notwendig und wurde auch geschaffen. Dabei flossen jedoch wohl riesige Beträge an einige Politiker. Außer dem Premier müssen weiter 5 Minister gehen. Mal sehen, wer nun beim Staatsbesuch von George W. in 8 Tagen noch dabei ist 😉

Wir sind an der Schule angekommen. Es ist 13 Uhr. In einer Stunde wollen wir beginnen. Leider kein Strom. 14:15 kommt dann, als letzter Teilnehmer, der Generator zum Training 😉 Wir schalten den Server an. Brav, er bootet wie er es gelernt hat. LEDs am switch sind an – alles klar – die Clients sind dran.

Jetzt fahren die Clients hoch und der Server runter. Netzteil defekt? Wir versuchen es immer wieder. Der Server geht an, um sich kurz danach wieder zu verabschieden. Der Schultechniker kommt. Er kennt das und hat auch eine Lösung. Am Netzteil gäbe es da einen Umschalter von 220 auf 110 Volt. Das würde er empfehlen. Aha, jetzt ist auch klar, weshalb im anderen Schulungsraum die Netzteile alle kaputt sind. Inzwischen ist der Techniker verschwunden. Er kommt mit strahlendem Gesicht wieder zurück und verkündet, er habe am Generator geschraubt, jetzt käme mehr Power (denke mal er meint höhere Spannung). Gespannt und nicht ohne Sorge versuchen wir es wieder. In meinen Gedanken habe ich bereits beschlossen, dass diese Schule morgen eine der wenigen USVs die wir haben, gespendet bekommt. Hurra, der Server ist da. Braver Generator. Zur Belohnung haben wir noch ein paar Bilder von ihm gemacht.

Wir können endlich beginnen. Ich kann’s kaum glauben. Eine Stunde Unterricht ohne Probleme. Ach doch, da gibt es eines. Zwei benachbarte Schüler beschweren sich. Der eine startet OpenOffice und es erscheint beim anderen auf dem Monitor. Schelme, denke ich. Monitore vertauscht. Das war es aber nicht. Ok, ich erkäre noch einmal, dass wir alle mit unterschiedlichen Benutzernamen einloggen müssen. Geschafft. Nach der ersten Stunde schlage ich eine Pause vor. Wie lange, dass soll der Direktor entscheiden. Er schlägt 5 Minuten vor. Also gut. Nichts passiert. Ich sage dann, dass ich meine Pause draußen verbringen werde, da mich die schwüle Luft ganz schön fertig macht. Einige beschließen mitzukommen. Nach 10 Minuten gehe ich zurück in den Unterrichtsraum und nach 20 Minuten machen wir dann weiter. Jetzt kenne ich auch afrikanische Pausen. Alle 20 PCs halten brav bis Ende durch. Auch die Lehrer und Schüler. Morgen werden Baraka und Simon den Unterricht gestalten.

Ich habe noch vergessen, etwas zu erwähnen: Der Unterrichtsraum hat neue „Gardinen“ erhalten. Wunderschöne und frisch mit weißer Farbe gestrichen. Alle Fenster haben jetzt Gitter. Das haben sie bestimmt wegen meines abhanden gekommenen Handys gemacht. Zufrieden, aber wieder total erschöpft, machen wir uns auf den Heimweg.