Vierter Schultag

Schüler der Dr. Didas School

Wenn wir mit dem Kleinbus unterwegs sind und ich wieder das Wort „Musungu“ höre, dann weiss ich genau, dass ich damit gemeint bin. Denn weit und breit gibt es keinen anderen „weissen Mann“. Zur Politik: Also gestern musste das gesamte Parlament zurücktreten. Der Staatspräsident hat alle rausgeschmissen, nachdem klar wurde, dass der Premierminister nicht der einzige war, der sich durch Korruption bereichert hat. Am Abend dann gab es schon wieder einen neuen ersten Minister, ein neuer Premier wird ernannt.

Irgendwie eine coole Entscheidung. Die Bevölkerung erfährt davon über Lautsprecherwagen und ist wohl recht begeistert. Das Leben hier findet eh auf der Straße statt, also auch Radio/Fernsehen. Ich frage mich jetzte aber, was mit unseren Einladungen zu unserem Projektstart am 26.02. wird. Immerhin haben wir zwei Minister eingeladen und jetzt haben die nur noch einen. Und genau diesen haben wir nicht eingeladen, sondern den Bildungsminister und den Wirtschaftsminister 😉

Aber nun zum Projekt: Da ich ab Montag in Bagamoyo sein werde, ist für mich heute der vorerst letzte Tag an der Dr. Didas Schule. Begonnen hat dieser mit einem Streik. Jawohl und gestreikt hat der, den wir gestern noch alle so gelobt haben. Richtig, der Generator!

Keine schöne Situation: 20 Teilnehmer die auf Baraka warten, der heute unterrichten soll und kein Strom. „Kein“ stimmt eigentlich nicht. Sagen wir mal „zu wenig“. Die Thin Clients gehen an, der Server versucht ein klein wenig zu booten, gibt aber immer wieder auf. So vergeht die erste Unterrichtsstunde. Aber irgendwann klappt’s dann doch (keine Ahnung wer dafür zuständig war). Baraka legt los. Gelernt ist halt gelernt. Man merkt ihm seine 3 Monate Praktikum in Deutschland an. Ohne Aufregung zieht er seine Teilnehmer in den Bann. Er erzählt von Ubuntu, lässt sie OpenOffice starten, Dokumente erstellen, speichern und unter einander austauschen. Die Bilder meiner Kamera werden auf den Server geladen und auf den Thin Clients betrachtet. Alle machen mit, wir müssen nur wenig unterstützen, es klappt prima. Die Altergruppe reicht von 10-50 Jahre. Wieder gemischt, SchülerInnen und LehrerInnen.

Wenn das so gut läuft, denke ich, kann ich ja mal eine Runde verschwinden. Isaac, Schüler und Genie der Schule, bietet mir einen Rundgang durch die Schule an. Wir besuchen die Bibliothek, schauen uns den Schulwassertank an und alles ist höchst sehenswert. Dann fällt es wieder, das Wort „Musungu“. Isaac sagt, es gäbe Schüler an der Schule, die den „weissen Mann“ noch nicht gesehen haben und fragt, ob wir denen einen Besuch abstatten können. Klar doch. Wir treffen sie im Chemiesaal, auf dem Sportplatz und in einigen anderen Räumen. Eine Schülerin wünscht sich einen Eintrag in ihr Tagebuch von mir und natürlich ein Foto.

Das mache ich gerne und denke sogleich an den Journalisten Henson Stehling in Deuschland, der mich bereits von wegen Gender Mainstreaming angemahnt hat, bei den Bildern auch das weibliche Geschlecht zu berücksichtigen. (Hi there you will get it today!)

Die Küche und der Speisesaal stehen noch auf dem Plan, bevor wir zurückgehen. Baraka beendet seinen Unterricht. Simon, unser zweiter Trainer, kommt heute nicht mehr zum Einsatz, da wir sehr viel Zeit mit dem Generatorproblem verplempert haben. Sein Thema kommt dann am 27.02. dran. Unser Postfix Server wird dafür sorgen, dass die SchülerInnen Mozilla Thunderbird kennenlernen. Mailen geht derzeit zwar nur lokal, da es keine Internetanbindung gibt, aber das ist doch auch schon was und alle freuen sich riesig drauf. Und irgendwann vielleicht verbindet unser Server diese Schule auch mit dem Internet. Ich bin sicher, die FreiOSS Mitglieder freuen sich schon auf die Mails, die dann von der Schule hier kommen.